Ü3-2: Konkret und abstrakt

Ein Beispiel:
In der Psychologie werden Handlungen mit normaler Sprache ausgedrückt. Ein Tun wird auf der Ebene der Handlungen beschrieben. Zum Beispiel wird das Faktum «Peter mag Uta» notiert, wobei davon ausgegangen wird, dass die beiden Personen sich vorher nicht kannten.
In einem sozialpsychologischen Modell von Heider (Manhart, 1995), werden viele verschiedene Fakten dieser Form erhoben. Bei einem intendierten System dieser Theorie wird untersucht, wie sich Personen zu anderen Personen in der selben Gruppe verhalten. Ob sie sich mögen oder nicht. Die gerade diskutierten Fakten aus einem intendierten System bilden eine Faktensammlung für die Modelle von Heider.
Die Faktensammlung besteht im Wesentlichen aus einer Menge von solchen Fakten. Diese Fakten beschreiben konkrete Ereignisse. Das Wort mögen wird aber auch in der theoretischen Formulierung des Modells verwendet. Auf dieser Ebene wird das Wort als eine Bezeichnung einer Relation verwendet, die in den Modellen eine zentrale Rolle spielt. Aber auf dieser Ebene können wir bei theoretischen Überlegungen auch über ein abstraktes Ereignis reden. Zum Beispiel sagen wir, dass die Relation des Mögens zweistellig ist.
In diesem Beispiel kann das Wort «mögen» sowohl konkret als auch abstrakt verwendet werden. Dieser Übergang ist den Menschen bei vielen Wörtern geläufig.

a) Formulieren Sie zwei Sätze, in denen der Ausdruck «mögen» vorkommt. Der erste Satz soll ein konkretes Ereignis betreffen, der zweite Satz Ereignisse, die abstrakt beschrieben werden.

b) Betrachten Sie Planeten aus Sicht der Astronomie. In Modellen wird das Wort «Planet» oft direkt für einen bestimmten Planeten verwendet. Zum Beispiel, bezeichnet ein Beobachter den Planeten «Mars» oft einfach durch den Ausdruck «dieser Planet (den ich gerade wahrnehme)». Formulieren Sie zwei Sätze. Im ersten Satz soll das Wort «Planet» in konkreter Weise verwendet werden, im zweiten Satz in abstrakter Weise.

c) Formulieren Sie zwei Sätze, so dass der Ausdruck «x übt eine wohltätige Handlung auf y aus» im ersten Satz konkret und im zweiten Satz abstrakt verwendet wird.

Ein Ereignis, welches in einer bestimmten Situation in konkreter Weise untersucht wird, kann und wird oft weiter analysiert. In einer anderen Disziplin wird zum Beispiel das konkrete Ereignis «Peter mag Uta» in vermittelnder Weise verwendet. Zum Beispiel wird in der Biochemie untersucht, wie die Botenstoffe im Gehirn entstehen. In psychologischer Formulierung geht es um die Beziehung zwischen Personen. In der Biochemie geht es um biochemische Prozesse. In einem solchen biochemischen Modell gibt es chemische Substanzen, die zum Beispiel aus äußeren Reizen in einem Sinnesorgan entstehen. Die Reize werden im Körper weitergeleitet und gleichzeitig oft in mehreren Stufen weiter «verstoffwechselt». Von einem solchen komplexen biochemischen Prozess lässt sich eine Verbindung zu menschlichen Handlungen und zur Psychologie legen. Allerdings ist eine solche Verbindung bis jetzt nur in Umrissen zu erkennen. Wir können zum Beispiel etwas blumig sagen, dass die Ausschüttung des Botenstoffes XY für das Befinden «jemanden zu Mögen» verantwortlich ist.

Auch in diesem Beispiel können zwei Ebenen der Beschreibung und in diesem Fall auch zwei ontologische Ebenen unterschieden werden.

d) Formulieren Sie zwei Sätze. Im ersten Satz sollen abstrakt gesprochen «Botenstoffe ausgeschüttet» werden und im zweiten Satz soll eine Person eine andere mögen. Versuchen Sie, sich eine konkrete Situation vorzustellen, in der es genau um diese beiden Ereignisse geht. Versuchen Sie aus den beiden abstrakt formulierten Sätzen zwei Sätze zu machen, die zwei konkrete Ereignisse beschreiben, so dass das biochemische Ereignis «ein Teil» des sozialpsychologischen ist.