Messung – fundamental und modellgeleitet
Einführung
Messung und Messmodell
Messung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Wissenschaft. Eine konkrete, wirklich stattfindende Messung lässt sich immer durch ein «dazugehöriges» Modell, ein Messmodell darstellen. Messmodelle sind im Vergleich zu Modellen in drei Aspekten spezieller:
- Erstens beschreibt ein Messmodell immer ein System, in das Wissenschaftler – in welcher Form auch immer – eingreifen. Das reale System wird durch Experimentatoren verändert. Das System kann marginal oder in Maßen verändert werden, es kann aber auch zerstört werden. Eine Raumsonde verändert den Planeten kaum, in einem Stoßexperiment wird in die Bahnen von Teilchen eingegriffen und bei einer chemischen Verpuffung wird eine Substanz zerstört.
- Zweitens enthält ein Messmodell die spezielle Bedingung der Eindeutigkeit. Ein hervorgehobener Bestandteil, welcher im Modell vorhanden sein muss, wird durch Hypothesen und durch einige andere gegebene Teile des Modells, eindeutig bestimmt.
- Drittens enthält ein Messmodell immer – implizit oder explizit – eine oder mehrere Maßeinheiten, ohne die eine praktische Durchführung der Messung nicht möglich ist.
Fundamentale Messung
Messung der Größe einer Fläche
Flächen in verschiedenen Formen | ||
Mit Kreisen bedeckte Flächen |
Ein Zählvorgang | |
Mit kleinen Kreisen bedeckte Flächen |
Abstandsmessung mit Metermaß
Zeitmessung eines Ereignisse mit Atomuhr
Die Theorie der fundamentalen Messung
Ein Modell der fundamentalen Messung enthält
- eine Menge G von Objekten,
- eine 2-stellige Relation < («echt kleiner») und
- eine 3-stellige Relation o (eine Funktion), die zwei Objekte x, y zu einem Objekt z «zusammenfügt» (konkateniert): o(x, y) = z.
Eine Hypothese für diese Modelle könnte z.B. sein:
- Für alle x, y und z aus G: wenn x < y, dann ist o(z, x) < o(z, y).
Modellgeleitete Bestimmung
Beispiel: Geometrische Triangulation
Messmodell
Ein Messmodell x hat dieselbe Form wie ein Modell. Zusätzlich werden bei einem Messmodell zwei spezielle Teile des Modells hervorgehoben, die wir den vorausgesetzten Teil und den zu bestimmenden Teil des Messmodells nennen:
- Der vorausgesetzte Teil enthält Fakten, die implizit im Messmodell vorhanden sind und bei der Bestimmung verwendet werden müssen.
- Der zu bestimmende Teil des Messmodells soll dagegen erst bestimmt oder gemessen werden.
Gegenüber einem Modell erfüllt ein Messmodell darüber hinaus weitere Bedingungen:
- Erstens sind der vorausgesetzte und der zu bestimmende Teil des Messmodells disjunkt.
- Zweitens und zentral ist der zu bestimmende Teil eindeutig durch den vorausgesetzten Teil und durch die Hypothesen des Messmodells bestimmt.
Mit diesen allgemeinen Formulierungen können die vielen verschiedenen Messmethoden in einheitlicher Form beschreiben werden.
Messmethode, Messtheorie, Messkette
Aus einem Messmodell lässt sich durch Abstraktion eine Menge von Messmodellen bilden, die als eine Messmethode bezeichnet wird. Eine Messmethode ist eine Menge von Modellen einer Theorie. Oft ist eine Messmethode eine echte Teilmenge einer Modellmenge einer Theorie. In solchen Fällen ist ein Messmodell ein Modell einer Theorie, aber die Messmethode beschreibt nur einen kleinen Teil der Gesamtmenge von Modellen der Theorie. Es gibt aber auch Messmethoden, die keinen Teil einer «größeren» Theorie bilden. Eine solche Messmethode kann als eine eigenständige Theorie angesehen werden. Wir nennen solche Messmethoden auch Messtheorien.
Fügt man mehrere Messmodelle zusammen führt dies zu Messketten. Eine Messkette ist eine Folge x1, …, xn von Messmodellen, so dass der zu bestimmende Teil bti des Messmodells xi in den vorausgesetzten Teil vti+1 des „nächsten” Messmodells xi+1 aus der Messkette eingebettet wird.
Bei einem Messmodell aus einer Messkette wird der zu bestimmende Teil des Messmodells genommen und im darauf folgenden Messmodell der Kette im vorausgesetzten Teil verwendet.